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Spartacus, Sonntagsbeilage der Neuen Bonner Zeitung 25.Juni 1849 Nr. 24 Seite 1 bis 4

Spartcus.
Wochenzeitung für sociale Fragen.
Beilage zur Neuen Bonner Zeitung
Redigirt: Gottfried Kinkel

Nr.24. Montag den 25. Juni 1849


Vor dem Gewitter erhebt sich zum letztenmale
Der Staub gewaltsam, der nun bald für lange
Geti‘gt sein soll.
Göthe

(Seite 1)

Die Tauschbank
(Letzter Brief aus dem Gefängnis.)
(Schluß.)

Die Tauschbank nun setzt die Associationen verschiedener Industriezweige in der Weise in Verbindung, daß sie die Produkte nach den Grundsätzen: Produkte werden nur mit Produkten gekauft und ein Arbeitstag bezahlt den andern, unter den Mitgliedern der Gesellschaft zur Cirkulation beiträgt. Natürlich kauft oder tauscht Geld wie überall, auch hier die Waren ein, ist aber durch die Bestimmung des Werths der andern Produkte seines Privilegs, allein social bestimmt zu sein beraubt; es ist nur ein Gleicher unter Gleichen, nicht mehr der Herr der Produkte seine Produktivität hat aufgehört, es, das „ Kapital als Geld wird vielmehr durch das allein Produktive, die Arbeit, unterworfen, von den produktiven Arbeitern angeeignet. Die Tauschbank ist nun eben das Institut, welches grade diese Probleme zu lösen im Stande ist, mag sie in den Bureaur der Rue St. Denys ihren Sitz und zu ihrer Verfügung an Geld keine 50.000 Franken haben, oder mag sie das Ministerium der Arbeit einer revolutionären Regierung der Franzosen sein und die Bank von Frankreich zu ihrer Verfügung haben. Ist der bisherige Gang derselben nur im Stande, Bäcker, Schuster, Schneider u. s .f. in Verbindung zu setzen, und sind die Völker seit der Februarrevolution zu ungeduldig, noch zu warten, bis jenes Institut das Kapital Frankreichs absorbirt hat, nun desto besser für die Bäcker, Schuster, Schneider u. s. f. die schon associirt sind, sie wollen, wie ich aus den Zeitungen ersehe, das Institut trotz Proudhon`s Abgang aufrecht erhalten, für uns handelt es sich nur um die Prinzipien und ihre Propaganda unter den Arbeitern, , das Weitere wird sich finden und, wie es scheint, in gar nicht langer Zeit.

Die Tauschbank leitet nämlich den direkten Tausch der in der Weise ein, daß sie den Werth der Produkte nach der Zahl der Arbeitstage ,die ein jedes kostet, in einem Papiergelde bezahlt ( ich erinnere wiederholt daran, daß ich nicht in der Lage bin, das Praktische des Instituts zu kennen, sondern nur so darstelle, wie ich es mir eben denke ), welches die Associirten der aus verschiednen Associationen bestehenden Association anzunehmen sich verpflichten ( sogenannte Adhärenten ) wodurch sie in den Stand gesetzt sind, für dies Geld entweder sich die Produkte der andern Associirten zu kaufen, oder sie im Bündnis haben, welches durch die Produkte der Associirten bis jetzt nicht befriedigt werden kann, das Papiergeld an der Volksbank mit ( 2 Procent Verlust zur vorläufigen Erhaltung der Bank ) diskontiren zu lassen, d. h. sich coursirendes Geld der Bourgeoisrepublik dafür zu holen und ihre Ankäufe außerhalb der Association damit zu machen.
Es ist klar, daß innerhalb der Association durch die in dieser Weise eingeleitete Cirkulation :
...

(Seite 2)

... gewisse Produkte in der Reihe der Werthe ganz andere Stellungen erhalten als bisher. Dinge z.B. deren Meinungswerth höher ist als ihr wahrer, d.h. ihre Nützlichkeit und die Arbeit, die sie kosten, sogenannte Luxusgegenstände, werden in der Association billiger als außerhalb derselben, oder besser gesagt, sie werden in der Reihe der Werthe herabgesetzt, weil der sie in der heutigen Organisation verkaufende Kapitalist sich den Meinungswerth in hohen Zinsen des in der Produktion angelegten Kapitals zahlen läßt; andere Dinge dagegen, die nothwendigsten, daher in größter Menge zu producirenden, dem billigsten (ihre Billigkeit wird, wie wir sahen, durch das langsamere oder schnellere Aushungern der Producenten, endlich durch die Gewalt der Bajonette und Flintenschüsse erzeugt) steigen im Preise, oder besser gesagt, rücken in der Reihe der Werthe hinauf, d.h. beschäftigen, da sie durch den Tausch nach dem Gesetz: Ein Arbeitstag bezahlt den anderen, ebenso gewinnbringend geworden sind, als das Produciren der sogenannten Luxusgegenstände, eine größere Menge von Arbeitern. Während ein Seidenweber z.B. 1 Elle Seide oder Sammt macht, hat ein Leinenweber 10 Ellen Leinen angefertigt, und es ist klar, daß also in der Association (wenn wir einen Augenblick von dem Rohmaterial absehen, was wir insofern können, als beide Garne durch den „unentgeldlichen Credit“, welche beide Branchen der Weber an der Bank haben, sie gleichviel, nämlich vorläufig 2 Procent ihres Produkts, später immer weniger kostet) eine Elle Leinwand 3 Sgr. kosten würde, wenn eine Elle Sammt einen Thaler kostete, ein Verhältnis, welches heut nicht existiren kann, weil der Meinungswerth des Sammts und der Seide die Seidenweberindustrie trotz alles Ausbeutens der Weber von Seiten der Kapitalisten (welches in Lyon die bekannten Emente der dreißiger Jahre hervorrief) noch immer auf einer Höhe erhält, von der die Leinenweberindustrie (ebenso die Baumwollenweber), deren Produkt eben einen höheren wahren als Meinungswerth hat, überall wie in Irland und Schlesien längst heruntergestürzt ist. In der Association dagegen würde das Verhältnis von 1 Thlr. Zu 3 Sgr., in Bezug auf Seiden- und Leinenzeug, wie wir gesehen haben, das natürliche sein, im Anfang jedoch würde der Leinenweber wahrscheinlich mehr für sein Produkt bekommen, als der dem natürlichen endlichen Verhältnis zum Seidenweber nach später hat, weil das Produkt, Leinenzeug; viel nöthiger ist als Seide, in der Association also vorläufig mehr Nachfrage danach als Angebot sein würde, indem die Produktion durch die heutige Ordnung bei weiten unter dem wirklichen Bedarf herabgedrückt ist, wodurch denn die Leinenweberindustrie eine größere Menge von Arbeitern beschäftigen würde, bis das natürliche Verhältnis von Seiden- und Leinenwaren von 1 Thr. zu 3 Sgr. Die Elle hergestellt wäre. Diese Werthbestimmung nach Angebot und Nachfrage innerhalb der Association und die hierdurch erzeugte Concurrenz, die wir so eben sahen, den Werth der Produkte, die Zahl der Arbeitstage, die sie kosten, herabsetzt, ist aber, wie ich wohl kaum den Lesern weitläufig auseinanderzusetzen brauche, etwas total Anderes geworden, als sie heut ist, da sie

  1. nicht mehr wie heut, willkürlich, d.h. vom Kapital, den Geldinhabern
    abhängig ist, indem die Tauschbank, wenn wir sie näher ansehen, ein statistisches Bureau ist, welches genau über Produktion und Consumtion, über Bedarf und Verbrauch und s.f. Buch führt und im Stande ist, den Werth der Produkte statistisch, wissenschaftlich genau nach den Zahlen der Produktion und Consumtion oder des Angebots und der Nachfrage zu bestimmen, und da sie
  2. durch die Concurrenz, die sie zwischen den einzelnen Industrien und
    zwischen den jenen einzelnen Industrien angehörigen einzelnen Arbeitern erzeugt, nie mehr im Stande ist, eine Industrie unter die andre, einen Arbeiter unter den andern herabzudrücken, sondern nur fortwährend, wie wir es bei den Leinen- und Seidenwebern andeuteten, jede Industrie, jeder Arbeiter, dessen Produkt, aus welchen Gründen es auch sei, an Werth die andern überragt, zu Gleichen unter Gleichen herabsetzt, bis der Taglohn dieser Industrie, den andern gleich geworden ist.

Die Tauschbank, ein so untergeordnetes Institut sie auch zu sein scheint, ist daher eigentlich die nur in der Association mögliche, natürliche und wirkliche Regierung der Gesellschaft, die natürliche und wirkliche Regierung oder Gewalt, weil sie unabhängig von der Willkür der Personen, nur die aus der Natur der Dinge, (die heutige Produktion und Consumtion, die heutige Gesellschaft oder die Civilisation ist ebensosehr willkürlich, gewaltsam geworden, als sie auf der andern Seite nätürlich, nothwendig ist) entspringende, wissenschaftlich zu berechnende Ordnung zwischen den Gliedern der Gesellschaft ist. Kann die Tauschbank der rue de Faubourg St.Denis, wie man sie denn jetzt dazu allerwärts zu zwingen scheint, diese Regierung werden kaum, das demokratisch-sociale Princip zur Herrschaft, durch eine revolutionäre Erhebung der Arbeiter und Bauern gebracht werden, und die nicht einmal eingekommenen 50.000 Franken der Volksbank sich in die Millionen der Bank von Frankreich verwandeln, während in Deutschland noch ganz andre sonderbare Dinge vorgehen werden, (denn die Deutschen ...

(Seite 3)

... haben noch kein 1793 erlebt, und keinen Kambon zum Finanzminister, keinen Gambon zum Justizminister gehabt), desto besser, desto eher sehen wir die Pracht einer wirklich auf Freiheit und Ordnung begründeten und feststehenden Gesellschaft. Die Herren Engländer, das Volk der Kapitalisten und Weltdespoten, werden nach Begründung des deutsch-französischen Zollvereins die deutsche Flagge früh genug anerkennen und überhaupt Dinge erleben, von denen sich die Philosophie ihrer parlamentarischen Hamlets bisher nichts träumen läßt.
Es bliebe mir zur Vervollständigung, des in meinen Briefen Dargestellten noch übrig, zu zeigen, daß die Association, das Prinzip der Tauschbank zwischen den Völkern nichts anderes ist, als der von einigen deutschen Regierungen vor einem Jahrzehend unter sich eingeführte Zollverein, (Differenzialzoll nach innen, Schutzzoll nach außen), und endlichwie die Association des Grundelements aller Producenten, der Bauern, (gleichviel ob heut sogenannte Eigenthümer oder Pächter) sich in sich und den associirten Industrien gegenüber nach dem Prinzip der Tauschbank gestaltet, ich will dies aber nur in weiteren Briefen ergänzen, wenn Sie und Ihre Leser mit dem vorhergegangenen einverstanden und zufrieden, das Weitere von mir verlangen.

Den Arbeitern aber, für welche ich zuvörderst das Vorstehende geschrieben habe, rufe ich zum Schluß zu: Immer Muth, die Zeit der Erlösung ist gekommen, „trotz alledem und alledem“, wie unser Dichter sagt; habt ihr Hoffnungen auf das proudhan´sche Institut und ihm ähnliche gesetzt, so laßt euch nicht von diesen Hoffnungen abschrecken, weil er verurtheilt jenes Institut vorläufig aufgelöst hat, es handelt sich in unserer Zeit nicht mehr um einzelne Institute, die moderne Sphinx, das Kapital als Geld und seine verderbenbringende Produktivität, ist nicht so loyal, wie jene Sphinx, welche die Griechen weiland decimirt haben soll, sie will sich nicht selbst in den Abgrund stürzen, gleich jener nachdem Oedip ihr Räthsel gelöst hat, sie glaubt durch das hinabstürzen der Oedipe verhindern zu können.

„Daß der Boden zeugt sie wieder,
Wie er sie von je gezeugt;“

Dieß ist jedoch, wie Ihr wißt, ein großer Rechnungsfehler und Rechnungsfehler sind, wie Ihr ebenfalls wißt, ein höchst gefährliches Ding für das Kapital, die Wahrheit ist die Wahrheit oder wird und muß es werden „trotz alledem und alledem“.


Vermischte Nachrichten

Bonn 16. Juni [Handwerker-Angelegenheit] Die an den hiesigen Handels – und Gewerbeverein unter´m 18. Mai 1849 gerichtete Anfrage, „ob der hiesige Gewerbestand die Errichtung eines Gewerberathes und die Bildung von Innungen wünscht“, hat die Commission des Handels- und Gewerbe-Vereins, die sich mit dem Gewerbegesetz beschäftigt, veranlaßt, die in dieser Stadt noch bestehende, ebenfalls mit demselben Gegenstand beschäftigen zwei Commissionen zu einer gemeinsamen Berathung zu vereinigen.
Diese drei Commissionen, hervorgegangen;

  1. aus dem Handwerkerbildungs-Verein,
  2. aus dem constitutionellen Verein,
  3. aus dem Handels- und Gewerbe-Verein haben Ausschüsse gewählt, die
    ihre Ansicht, in folgendem Beschlusse niedergelegt haben, welcher Beschluß in einer beschließenden gemeinsamen Berathung der versammelten Commissionen angenommen wurde.
    Der Beschluß lautet:
    Nach gepflogener Berathung waren die Ausschüsse dieser Vereine darüber einig, daß sie nach den bestehenden Gesetzen sich zur Errichtung von Gewerberäthen, und für Bildung von Innungen nicht aussprechen könnten, da sie in der Annahme dieser Einrichtungen, besonders die der Innungen, wenn sie nicht alle Gewerbetreibende an jedem Orte und so an allen Orten umfassen, nur Nachtheile für den Handwerker finden.
    Die Commissionen, die in der Berathung über das Gewerbegesetz begriffen sind, sind bereit, wenn es verlangt werden sollte, weiter Gründe für die Ablehnung mitzutheilen.

London im Juni
Wir müssen heute wieder die Blicke unserer Leser auf das irische Nacht- und Schauerstück lenken. Ein englisches Blatt enthält darüber folgendes:
„In Voltaire´s Stéele de Louis XIV. findet man folgende Beschreibung der Umstände, welche die sich in die Länge ziehende Belagerung von Lille begleiteten: Die Bewohner von Lille wurden an den Donner der Kanonen und allen Schrecken eines Bombardements so gewöhnt, daß die Theatervorstellungen ebenso zahlreich besucht werden, als in Friedenszeiten, und man selbst durch Bomben, die in der Nähe des Theaters fielen, die Vorstellungen nicht unterbrechen ließ. So geht es uns jetzt mit Irland. Wir sind schon so gewöhnt von Sterblichkeit und Bankerott in Munster und Konnaught zu lesen, daß wir fast gleichgültig dagegen geworden sind. Mit Recht wurde neulich im Unterhause gesagt, daß ein einziger Hungertod in England viel mehr Aufmerksamkeit erregen würde, als tausend in Irland. Es liegt ...

(Seite 4)

... nicht in der menschlichen Natur, über eine gewisse Periode hinaus irgendeine starke Empfindung zu ertragen, und geistiger Schrecken wie physischer Schmerz ertödet den Nerv, auf den er wirkt, und wir suchen allmählich Schutz dagegen in einer Art verzweifelnden Fatalismus. Ohne ein solches Gesetz würde es sehr schwer sein, die Ruhe zu erklären, mit der die Verheerungen von Hunger und Pest unter einer verwandten Bevölkerung, die noch nicht achtzehn Stunden von uns entfernt wohnt, gelesen oder gehört werden. Es ist jedoch nothwendig, von Zeit zu Zeit diesem ertödtenden Einfluß der Gewohnheiten durch einen Rückblick auf die schrecklichen Thatsachen entgegenzuwirken. In diesem Augenblick, kann man annehmen, gehen jede Woche in den Grafschaften Cork, Kent, Galway Mayo mehr Leben durch Hunger verloren, als innerhalb derselben Zeit in allen blutigen Kämpfen, die jetzt Europa verheeren, geopfert werden – ein trauriger Kommentar zu den Beiworten „blühend und glücklich“ , welche, wie unser Correspondent uns mittheilt, der König von Preußen neulich bei einem Toast auf die Gesundheit unserer Königin auf die Inseln anwendete, die ihrem Scepter unterworfen sind. In dem Arbeitshause von Ballinaslohe, das etwas mehr als 3000 Personen enthält, starben 490 oder fast ein Sechstel des Ganzen in einer Woche. Abfälle, Eingeweide und Unkraut bilden die gewöhnliche Nahrung der Bevölkerung ganzer Distrikte. Wenigstens ein Fall des schauderhaften Cannibalismus ist vollständig beglaubigt, und mehrere andere werden dunkel angedeutet, und als die natürliche Folge von allem diesem hören wir, daß in ganzen Distrikten die, welche der Hunger schont, von der Pest hingerafft werden, die ihm auf dem Fuße folgt, und daß die Lebenden nicht mehr im Stande sind, die Todten zu begraben. Bei all dieser Sterblichkeit aber und der Auswanderung, die sie begleitet, nimmt doch die Zahl der Armen nicht ab. Im Gegentheil, die Listen der Hülfesuchenden nehmen täglich zu, da das Herabsinken derjenigen Klassen, die bisher unabhängig waren, in den Zustand von Paupers die „erleichternden Lücken“, welche jene „Abzugskanäle der Bevölkerung“ ((Tod und Auswanderung) erzeugten, mehr als ausfüllt.

Wir haben diesem Berichte ein ernstes Wort hinzuzufügen. Irland ist durch seine politische Apathie auf diesen Standpunkt gekommen. Wir nennen das nicht „gegen sein Verderben ankämpfen“, wenn ein Volk den Reden seiner Agitatoren lauscht, und sie mit Blumen, Hochgeschrei, Pauken und Trompeten auf ihren Zügen begrüßt. Es gilt vielmehr den einen ernsten tiefen Entschluß zu fassen, der allein retten kann. Die Lösung eines Volks von seiner Regierung ist wie eine Operation, die auch viel Blut kostet, aber deren Unterlassung den kalten Brand zur Folge hätte. Vor solch einer Operation zittert der feige Patient, und denkt: es ist besser ruhig den langsamen, schleichenden, sichern Tod auf dem Bette zu erwarten, als den möglichen raschen Tod im Kampf um das Leben davon zu tragen. Die Mehrzahl der Deutschen denkt wie die Irländer, und Deutschland wird deshalb über kurz oder lang das Schicksal Irlands theilen, wenn es sich nicht ermannt, so lange es Zeit ist.


  • Kleine Raketen

In Deutschland wächst schon jetzt viel mehr, als die Deutschen essen und trinken, und mit Verstand könnte gar doppelt so viel genommen werden. Dennoch gibt es Menschen, welche darben. Es ist also klar, daß nicht die Natur daran Schuld ist, sondern nur die Dummheit der menschlichen Gesetze und Staatseinrichtungen. Diese Gesetze und Einrichtungen müssen und werden also zerbrochen werden, weil sie unvernünftig und böse sind.


Die deutschen Fürsten verzehren 40 Millionen Thaler. Es giebt 40 Millionen Deutsche. Das macht also jährlich 1 Thaler auf den Kopf. Also muß schon jedes Armenkindchen in der Wiege, täglich einen Pfennig bezahlen, damit die armen Könige zu essen haben. Ein gutes Rechenexempel für die constitutionellen Vereine, um die Zweckmäßigkeit der Monarchie zu beweisen.


Bei politischen Bewegungen fürchten Heuler stets die Anarchie. In Baden ist seit mehreren Wochen die Verwaltung und die Polizei machtlos, und doch ist dort weder eine grobe Egenthumsverletzung noch, außer einer Balgerei, ein Todschlag vorgekommen. In Monarchien üben sich die Soldaten nach Barrikadennächten in der Menschenjagd, wie man Spatzen schießt, Knaben und Mädchen fallen. Baden ist eine junge Republik, Preußen eine alte Monarchie. Wo ist nun Anarchie, hier oder dort.


Brodtage der Stadt Bonn

Der Preis eines siebenpfündigen Schwarzbrodes beträgt vom 26. Juni bis incl. 2. Juli
3 Sgr. 8 Pf.
Das Oberbürgermeister-Amt

Verlag von W. Sulzbach_

Druck von Leo Anschel