zurück zur Übersicht

Spartacus, Sonntagsbeilage der Neuen Bonner Zeitung 12.März 1849 Nr. 10 Seite 1 bis 4

Spartacus.
Wochenzeitung für sociale Fragen.
Redacteur: Gottfried Kinkel

Nr.10
Montag den 12. März 1849

„Lebendig werde das Gold,
Dann schlägt die größte der Stunden!“
Karl Beck, in der Auferstehung


(Seite 1)

Zuerst Republik, oder zuvor Socialismus? *)

Bürger Kinkel! Ich hatte einige Zeit Gelegenheit Ihre Zeitung zu studiren, und habe mit Vergnügen gesehen, daß Sie bei der Mittheilung der Thatsachen, den politischen Umwälzungen, welche uns das Jahr 1848 zu bringen allen Anschein hatte, niemals außer Augen ließen, daß dies Alles nur noch sehr entfernt liegende Mittel zum Zweck, daß es nur Umwege sind, von denen wir weder mit Ja noch mit Nein zum Voraus die Frage beantworten können, ob sie überhaupt und ob sie sicher und rasch zu unserem Ziel, dem ausgesprochenen Ziel der Revolutionen von 1848, zu der socialen Republik führen. Obgleich aber diese Richtung Ihres Blatts sehr bestimmt auszusprechen und daher dieses für alle Gesinnungsgenossen eins der werthvollsten dieser Provinz ist, so will mich bedünken, daß auch Ihren Mitarbeitern, wie es bei einer werdenden Partei immer der Fall ist, die natürlich jedesmal früher weiß was sie nicht will als was sie will. Ziel und Wege noch nicht klar sind, daß die politischen Kämpfe, die uns Socialrepublikaner nur theilweise etwas angehen, in der Idee und Praxis unserer Bewegung zu viel Kräfte absorbiren.


*) Der vorstehende Aufsatz kommt uns aus dem Gefängnis zu, wo jetzt so viele Talente für künftige Thaten die Ideen in sich ausreifen. Daß wir in der praktischen Frage mit ihm nicht übereinkommen, daß wir die politische Frage vor Allem erledigt wissen wollen, das sagt der Verfasser selbst und wir brauchen es nicht zu wiederholen. Allein seine Darstellung der socialen Aufgabe ist, hiervon abgesehen, so klar und schön, daß wir ihm für seine Mittheilung herzlich Dank wissen.
Die Redaction

Sollte es wohl wahr sein, wie es mir eine durchgehende Meinung, fast möchte ich sagen ein unbegründetes Vorurteil auch Ihres Blattes zu sein scheint, daß die politische Umwälzung vorhergehen, daß die Republik erst als Staatsform proklamiert und organisirt werden müsse, bevor wir an die Verwirklichung ihres Zwecks und Inhalts, die sociale Gleichheit ihrer Bürger denken und sie anbahnen können, wenn ich mich dieses officiellen Lügenworts zum Ausdruck einer beginnenden Organisation unsererseits bedienen darf? Müßten wir wirklich darauf warten, daß die constitutionelle Monarchie bei uns, wie es die absolute endlich gethan hat, erst in der öffentlichen Meinung oder gar einen realen Bankerut macht, ehe wir sociale oder socialstische Institutionen realisieren könnten? Könnten wir nicht vielleicht umgekehrt durch dergleichen Institutionen jenen officiellen Auflösungsprozeß, der allerdings überall vor der Thür steht, beschleunigen und ihn für uns Alle nach den Grundsätzen der Hippokratischen Medicin, d.h. sicher, schnell und angenehm zu Ende bringen? Was für politische Rechte können wir noch erobern, seitdem wir das allgemeine Stimmrecht (das direkte giebt, wie uns die Franzosen zeigen, keine größeren Garantien als das indirekte), die Associations- und die Preßfreiheit haben? Sie werden mir erwidern, daß dies alles nur in den Wind gesprochne Worte waren, und bei uns wieder das alte gute Recht der Faust, der Gewalt besteht, -- aber, wenn ich fragen darf, woher kommt denn das? Was haben wir denn seit dem März 1848 mit der Associationsfreiheit gemacht, wo haben sich denn Associationen gebildet und nach neuen Prinzipien organisirt, die uns Aussichten auf eine .....

(Seite 2)

... bessere Zukunft gäben? Wie konnten denn Kanonen und Bajonette mit der freien Association und Presse noch einmal einen siegreichen Kampf überhaupt nur wagen, viel weniger gewinnen? Sind Sie auch der Meinung, daß nur die Gewalt, das Capital associirt werden könne, und wenn nicht, woher kommt es nach Ihrer Meinung, daß die Arbeiter sich nicht associiren oder das ihre Associationen wieder zerfallen? Warum leiten ihre Führer sie nicht dazu, die Association, die sie immer in Aussicht stellen, zu verwirklichen? Was hoffen sie in dieser Beziehung von der Republik, was nicht in der constitutionellen Monarchie auch ausführbar wäre, mag dieselbe nun mehr oder weniger, was sie doch ihrer Natur nach ist, eine inhaltsschwere Phrase, oder wie unser umgekehrt revolutionärer König vor zwei Jahren sehr richtig bemerkte, ein werthloser Fetzen Papier sein? Sind vielleicht bei uns Handelsgesellschaften, deren Mitglieder kein Capital einlegen, verboten? Und wenn nicht, warum sollten solche Gesellschaften in einer Republik eher ausführbar und wirksam sein, als in einer constitutionellen Monarchie? Mit einem Wort, bestehen diese Associationen vielleicht deshalb nicht, weil das Prinzip, der leitende Gedanke, der springende Punkt ihrer Organisation, ihres Ent- und Bestehens, etwa nicht bekannt ist, und wenn dies der Fall sein sollte, glauben Sie, daß derselbe eher durch das direkte als das indirekte Stimmrecht, eher durch einen Präsidenten, Konsul, Vollziehungsrath, als durch einen cnstitutionellen König oder Kaiser entdeckt und in die Existenz gesetzt werden wird? Wenn aber auch schon theoretisch ein kleiner Zweifel darüber obwalten dürfte, ob all dieser royalistische und republikanische Schnickschnack einen Einfluß auf unsre Zwecke haben, wenn die Praxis der französischen Republik zur Genüge bewiesen hat, daß die Form der Republik, sie ist aber wesentlich Form, nämlich Staasform, nicht an sich das Heil der hoffenden Welt ist, warum in aller Welt warten wir noch in Deutschland auf sie und zersplittern unsere Kräfte, anstatt frischweg an die Assocation zu gehen? Ist nicht grade die Assoziation die Form der Gesellschaft die wir erstreben, und wissen wir nicht, daß dieselbe weder monarchisch, noch constitutionell, noch republikanisch ist, d.h. daß sie mit den Staatsformen nur insofern in Beziehung steht, als sie dieselben, wie der aus seiner Puppe hervorgehende Schmetterling, als todte Hüllen abstreift, daß sie daher mit der Republik als Staats- oder abgenutzte Form der Gesellschaft brechen muß und wird, wie mit allen andern, die wir bisheran wie einen nothwendigen alten Hausrath mitschleppen? Müssen wir wirklich, um zur Association zu kommen, nothwendig durch die rothe Republik, gewissermaßen als Antidotum gegen die rothe Monarchie, die wir jetzt genießen? Wenn ich dies Antidotum auch keineswegs von mir weisen will, so will mir nicht einleuchten, wo in diesen beiden rothen Staatsformen der Keim der Zukunft liegt, und warum in der einen der Grundstein der Association, die sie beide überwinden wird, eher oder tiefer gelegt werden könne, als in der andern.
Was will die Revolution von 1848?
Wir können und müssen uns in Beantwortung dieser Frage in allen Nationen den Franzosen gleichstellen und anschließen, schon erkennt man ja endlich, daß die Demokraten, wie sie jetzt genannt werden, ein und dasselbe Ziel verfolgen, welches unter andern Folgen auch das Ende des Nationalhasses, der alten Politik der gegenseitigen Schwächung, des internationalen Despotismus herbeiführen wird. Das Feldgeschrei, mit welchem in den dreißiger Jahren die Pariser und Lyoner Emeuten gemacht wurden, als 1830 die Charte erkämpft war: „Arbeitend leben oder kämpfend sterben, Brot oder Blei“, ertönte im Juni dieses Jahres, als trotz der republikanischen Staatform ein Classenkampf ausbrach, eine Schlacht geliefert wurde, wie sie die Welt noch nicht gesehen, als das Volk von Paris eine Versammlung angriff, welche es selbst so eben als Regierung eingesetzt, die aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen war. Dies Feldgeschrei und die ihm entsprechende rothe Fahne war im Februar auch gehört und gesehen worden, aber durch die versöhnenden Versprechungen Lamartine´s , durch die sofortige Proklamirung der Republik und Einsetzung einer populären provisorischen Regierung glücklich zum provisorischen Schweigen gebracht, -- das Volk gab, nach dem treffenden Ausdruck des perfiden Girardin, der Regierung Credit, es acceptirte den auf einige weitere Monate des Elends lautenden Wechsel mit seiner gewöhnlichen Großmuth, zog sich zurück und ließ geschehen. Die Regierung faßte jenes seit einer Reihe von Jahren stets wiederertönende Feldgeschrei in die Formel des „Rechts auf Arbeit“ zusammen, und proklamirte dieses Recht als einen ihrer Grundsätze, eine Handlung, die unter diesen Umständen dem von Robespierre beantragten Dekrete des Convents glich, als derselbe beschloß, daß „das höchste Wesen existire“. Keiner der Herren, am wenigsten der schönredende Lamartine wußte, was dieses proklamirte Recht auf Arbeit sei, d.h. wie man damit Ernst machen, es verwirklichen könne, und während es nach der Auffassung Ledry-Rollin´s und E. Blanc´s zur Losung der permanenten Emeute des heutigen Lumpenproletariats wurde, scheint sich Lamartine und die Seinigen etwa eine nach Kräften zu vermehrende Erweiterung der seit Jahrtausenden beste-

(Seite 3)

... -henden christlichen Charité, die Wohlthätigkeit, das Recht auf Unterstützung, Almosen, kurz das Spital darunter gedacht zu haben. Erst als Proudhen, der bekannte Feind des Eigenthums, oder wie ich lieber sage, der Organisation des Wuchers ) in dem Finanz-Comite der Nationalversammlung sagte: Laßt mir das Recht auf Arbeit und ich lasse euch das Eigenthum, -- als er in der Eigenschaft eines Hauptvertreters des Socialismus von dem kleinen Thiers, der sich für einen großen Financier unter anderm hält, herausgefordert sein letztes Wort zu sagen mit seinem Projekt einer Eigenthumssteuer auftrat, worauf er von der ganzen Versammlung mit Ausnahme eines einzelnen Mitgliedes als „unmoralisch und f. f. stigmatisirt“ wurde, --da ging den Herren sämtlich ein Licht auf, indem sie meinten, daß hinter dieser Formel noch etwas anderes stecken dürfte, als das Feldgeschrei der nur zerstörenden Emeute oder die christliche Charité, da Proudhen in ihr den fruchtbringenden Keim der Organisation finden, ja sie zur Grundlage einer so monströsen Steuer, als ihnen die seines Projekts erschien, machen könne.
(Schluß folgt)

**) Es ist endlich Zeit, daß die fabelhaften Mißverständnisse über diesen Mann und seine Werke ein Ende gemacht wird, wozu vor Allem nöthig ist, das man unter dem Wort Eigenthum endlich das verstehe, was er darunter verstanden hat, als er sagte: Eigenthum ist Diebstahl. Ich habe zu meiner Verwunderung gesehen, daß der pariser Correspondent der R.Rb.Ztg. Proudhens Phrase: La propriété c´est li vol übersetzt: Privatbesitz ist Diebstahl. Dies heißt P.s Meinung auf den Kopf stellen, und bei der Verbreitung und hohen Achtung, welche diese Zeitung verdienter Maaßen bei den Demokraten genießt, können dergleichen begriffliche Vorkehrungen unserer Sache nur schaden. Der Besitz, der Privatbesitz ist gerade das, was P. will, für Alle möglich machen, verwirklichen will, gerade er ist das von ihm sogenannte „umgewandelte Eigenthum“, ein Verhältniß der Person zu den Dingen welches noch nicht existirt hat, weil es allerdings die bisherige Organisation oder Reparation des Eigenthums zerstört und zerstören muß, um zu werden.

Das englische Parlament und das Volk

Lord Bolingbroke hat wahr gesprochen, „daß England nur durch sein eigenes Parlament zu Grunde gehen könnte“, und die Thaten dieser Versammlung während der letzten Wochen überzeugen uns, daß jene Voraussagung ihrer raschen Erfüllung entgegenreift. Die Regierung von England verläßt sich nicht minder auf ihre rohe Gewalt als auf die Gegensätze der verschiedenen Classen-Interessen; um die gefährliche oligarchische Ueberlegenheit aufrecht zu erhalten, gegen welche die arbeitenden Classen so lange gekämpft haben. Aber die Begebenheiten beweisen, daß diese unbestimmte und beleidigende Politik zuletzt nur damit enden kann, die Macht in den Händen einiger reichen und priviligirten Wenigen zu vereinigen, so daß dadurch der Zorn und der Ingrimm der armen und geächteten Vielen aufgestachelt werden muß.
Die Politik einer jeden Regierung, seit man einem natürlichen Zustand der Gesellschaft unsern künstlichen untergeschoben hat, geht darauf aus, die Dinge ihre Zeit ausdauern zu lassen, eine Classe durch die andere zu ernähren, wobei die Schwächsten und Machtlosesten den Starken und Mächtigen zur Speise ausersehen sind, bis zuletzt das Uebel zu solch einer Ausdehnung gekommen ist, daß der Nationalvorrath nicht mehr hinreicht, den Appetit der Anspruchmachenden zu befriedigen.
Oft ist größere Gefahr im Schweigen als in der heftigsten Sprache, und der völlige Mangel an Anklagen und Petitionen von Seiten des Volks an das Haus der Gemeinen ist ein ominöser Beweis für die Thatsache, daß das Volk sich nicht mehr länger auf dieses Mittel verläßt um Übelständen abzuhelfen. Man hat endlich entdeckt, daß, während die Diskussion über irgend eine Privatbill, durch spekulative Wucherer vorgebracht, eine Menge von Parlamentsgliedern beschäftigt – da die Versammlung aus jener Classe zusammengesetzt ist – dagegen ein Vorschlag, die Verfassung von England zu durchbrechen, nur auf die Aufmerksamkeit einer ärmlichen Minorität rechnen kann, und es nur der Aufforderung der Minister bedarf, um das Parlament wieder zu beruhigen.
Das englische Volk ist systematisch zu einer gefährlichen und verzweifelten Feindseligkeit gegen seine irländischen Brüder gereizt worden, aus keinem andern Grunde als um die demokratische Macht zu schwächen, gegen welch: aller Widerstand sonst wirkungslos geblieben wäre, jetzt endlich haben beide Länder entdeckt, daß, obgleich verschieden im Blut, Religion und Sprache, ihre Interessen unauslöslich mit einander verbunden sind.
So wie der Reisende oft mit den Eigenheiten und Gebräuchen eines fremden Landes sich genauer bekannt macht, als mit denen seinen eigenen Heimath: eben so beschäftigt eine Frage an den Minister des Auswärtigen lebhafter das Haus der Gemeinen, als die Bedürfnisse des Innlands – ja selbst mehr als ein Bruch der englischen Verfassung. Bei solchen Gelegenheiten zeigen die Herren auf beiden Seiten des Hauses die eifrigste Theilnahme, wenn die Rede von fremden und überseeischen Angelegenheiten ist; wenn aber eine Interpellation an die Minister gerichtet wird, wegen inländischer Uebelstände, wegen der allgemeinen Noth, wegen der Ursache des Todes der 150 ...

(Seite 4)

... Armenkinder – (ein Fall, der sich neulich in einer Anstalt ereignete) – so wird derselben mit einer flüchtigen Erwiderung ausweichend begegnet, du so unbestimmt auch die Antwort sei, sie fällt gewiß zur allgemeinen Zufriedenheit aus.
Wenn eine Maßregel vorgeschlagen wird, einer allgemein englischen oder irländischen Beschwerde abzuhelfen, so sieht der Minister die Unmöglichkeit dieselbe aufzunehmen, damit sie nicht etwa den wohlbestallten Rechten eines hochachtbaren Gentlemen Eintrag thue, von dessen Unterstützung er abhängt. Dann verlangt die Maßregel vorher die allergenaueste Beachtung des Hauses, die Prüfung eines gewählten Ausschusses, und abermals die erneute Durchsicht ihrer Empfehlung.
Die Voraussicht gefährlicher Folgen, die sich am fernsten Horizont vielleicht blicken lassen könnten, werden als hinreichenden Grund angegeben, die Maßregel zu verwerfen oder zu vertagen, während gar keine Schwierigkeiten gemacht werden, gar nicht die Nothwendigkeit einer Revision oder Berathung, nicht einmal eine entfernt drohende Gefahr anerkannt wird, wenn es gilt, die Freiheit des Individuums zu zerstören. So schlüpfte man jetzt über die Berathungen wegen der Suspension der Habeas-Corpus-Akte hinweg, worin doch die ungeheuerste Verletzung der britischen Verfassung liegt; man nannte die Debatte eine Zeitverschwendung, weil sie einer anderen Frage – über Pachtzinsen – in den Weg kam.
Dies ganze System erinnert uns an die Art, wie im Jahr 1798 das Materialgesetz in Irland gehandhabt wurde, wo der befehlshabende Offizier in einem Distrikt dahin entschied, daß am Abend der Verbrecher geköpft und am anderen Morgen vor das Kriegsgericht gestellt werden sollte,
(Northern Star)


Vermischte Nachrichten

Bonn 6. März. Der hiesige Handwerker-Bildungs-Verein hat aus Veranlassung der Thronrede an seine Abgeordneten nachstehendes Schreiben abgesandt.
An die Abgeordneten zur 2. Kammer der Nationalversammlung, der Kreise Bonn und Sieg:
Herr G, Kinkel,
„ Jos. Becker,
„ Gust. Bleibtreu.

Mitbürger und Abgeordnete!
Mit Erstaunen und Schmerz erfüllt uns eine Stelle der Thronrede, und wir halten uns berufen, diese unsere Gefühle laut auszusprechen.
Der zweite Satz dieser Rede lautet, wörtlich: „Seitdem ist die Spannung, in welcher noch vor wenig Monaten ein großer Theil des Landes sich befand, eine ruhigere Stimmung gewesen. Das früher so tieferschütterte Vertrauen kehrt allmählig wieder. Handel und Gewerbe fangen an, sich von der Lähmung zu erholen, welcher sie zu erliegen drohten.“
Vergebens hat der Handel und Gewerbestand schon lange den Aufschwung der Geschäfte herbei gewünscht – aber bis jetzt noch, nirgends solchen gefunden – als allein in den Worten der Thronrede. – Mit Worten aber ist uns nicht zu helfen.
Wir alle können, auch im Entferntesten nicht, eine Besserung der Geschäfte fühlen – und müssen gerade im Gegensatz zu jenen Worten der Thronrede vielmehr laut bekennen, daß die letzten drei Monate, den letzten Rest von Vertrauen, und das letzte Stückchen Arbeit aufgezehrt haben, und daß wir jetzt mit trübem, trostlosem Blicke dem Abgrunde gänzlicher Verarmung und bodenlosen Elends entgegensehen. Was unsere Lage bessern könnte, dafür sind in der Thronrede nicht einmal Versprechungen gegeben, denn über die sociale Frage auch nicht ein Wort und so wird die wiederkehrende milde Frühlingssonne, uns den Trost bringen, daß zu Hunger und Elend sich nicht auch die Kälte geselle.
Wir verlangen von Ihnen, Männer unseres Vertrauens und unserer Wahl, daß, wenn Sie an einer Adresse sich betheiligen, Sie den Ministern begreiflich machen, wie solche in einem großen Irrthume befangen sind, wenn solche an die Wiederkehr des Vertrauens, an auflebenden Handel und Gewerbe glauben. Mögen jene die Repertoirs der Gerichtsvollzieher, der Handelsgerichte, die Listen der Zwangsverkäufe einsehen, und sie werden, wenn sie können, schaudern.
Mit Achtung und brüderlichem Gruße:
Der Vorstand des Bonner Handwerker-Vereins
Bonn, 7. März 1849


Handwerker-Bildungsverein
Allgemeine bildende Versammlung vom 8. März.
Der Vorsitzende, Fr. Kamm (Stellvertreter), eröffnet die Sitzung mit der Erklärung, daß das in der Sitzung beschlossene Schreiben an die Abgeordneten der Kreise Bonn und Sieg durch den Vorstand vollzogen und abgesandt sei, der von dem Abgeordneten Kinkel an den demokratischen Verein gerichteten Brief, wird mit großem Beifall aufgenommen.
Die Tagesordnung führt nach diesen Geschäften zur Fortsetzung der Berathung des Gewerbe-Ordnung-Entwurfs des Frankfurter Handwerker-Congresses.
Berathen und angenommen werden die $$ 2 bis 11 (incl). Der Titel II erleidet eine von der Commission beantragte kleine Veränderung. Nächste Sitzung Donnerstag, den 15. bei Bürger Hittorf, Wenzelgasse.
Aucg Nichtmitglieder haben Zutritt.


Brodtaxe der Stadt Bonn

Der Preis eines siebenpfündigen Schwarzbrodes beträgt vom 11. bis incl. 18. März
3 Sgr. 8 Pf.


Schlosser Innung

Heute Montag Abend 8 Uhr im Römer bei Hrn. Tesch