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Spartacus, Sonntagsbeilage der Neuen Bonner Zeitung 19.März 1849 Nr. 11 Seite 1 bis 4

Spartcus.

Wochenzeitung für sociale Fragen.
Redacteur: Gottfried Kinkel

Nr.11 Montag den 19. März 1849 __
„Vereinigung; Vereinigung!
So hieß der Geist, der schon in Babel
Die ewigen Thürme bauen wollte ---
Vereinigung“
Karl Beck, in der Auferstehung


(Seite 1)

Zuerst Republik, oder zuvor Socialismus? *)
(Schluß)

Während das „Recht auf Arbeit“ im ersten Entwurf der Constitution aufgenommen war, ganz wie es die provisorische Regierung proklamiert hatte, verschwand es nun aus dem zweiten und wurde trotz des Drängens einiger Mitglieder des Berges in allen Amendements verworfen; ein ganz die Phrase umgehendes Amendement Proudhens, welches denselben Inhalt in ganz anderer, von der Versammlung wahrscheinlich wieder unverstandener Form brachte, fiel schon um des Antragstellers willen; als es nach Vollendung der Constitution bei der Revision derselben noch einmal von Pyat verlangt wurde, stimmte selbst Proudhen dagegen, weil es, wie er am besten wußte, in seiner Wirklichkeit der ganzen Constitution widerspricht und als bloße Phrase in einer papiernen Constitution ein in Nichts zerfließendes Gespenst wäre und seine wirkliche Constitutionungefähr eben so ersetzt haben würde, als das fade Gas des durch Robespiere decretirten höchsten Wesens ein eigenmächtiges Schattenbild, ein nichtswürdiges Surregat des in der christlichen Gemeinde vor Zeiten lebendigen Gottes der Christen zu sein sich erwies.

Wie nun aber? Da sich die französische Bourgeoisie, die Nationalversammlung principiell gegen ein bisher gewisser Maaßen stillschweigend als eristirend angenommenes Recht ausgesprochen, da sie Proudhens Vorschlag , wodurch allein es der Bourgeoisie möglich war, es zu verwirklichen, die Commanditirung der Arbeiter auf Kosten der Eigentümer, die Bildung einer Nationalbank mittelst einer einmaligen Steuer auf das Eigenthum von bisher allerdings unerhörter Höhe von „ dem breiten Boden der sittlichen Entrüstung“ aus zurückgewiesen hat, was nun?

Müssen die Arbeiter mit der Verwirklichung jenes Rechts warten, bis se der Bourgeoisie gefallen wird, nicht mehr „ den Boden sittlicher Entrüstung „ als ihren „ Rechtsboden gegen dasselbe festzuhalten, bis sie sich aus Furcht , Patriotismus oder wer weiß was sonst noch für eine Ursache zur Bildung einer die Arbeit creduirenden Nationaldank verstehen wird, oder müssen sie eine neue Schlacht liefern, bevor sie die ihrem Rechte entsprechende Organisation beginnen können, und werden sie je die organisierte Gewaltbesiegen, ehe sie organisiert sind? Wieso brauchen sie aber die ihnen entgegenstehende Gewalt , um die ihrige zu organisieren, da die Organisation des Rechts auf Arbeit in unserem Sinne notwendigerweise die Unterordnung all und jeder Gewalt ist?

Das Recht auf Arbeit ( ich sage willentlich lieber so, als das Recht der Arbeit , wie es in Ihrer Ztg. öfter heißt, ,weil dieser Ausdruck, wenn auch eine abstrakte, von der es proklamirenden Regierung selbst unverstandene Formel, dennoch bestimmter ist, als die letztere, weil es sich in jener Formel schon als persönliches oder dringliches Recht darstellt), das Recht auf Arbeit ist mit einem Wort nicht aufzufassen, wie ein von der subjektiven Willkür irgend Jemandes , irgend einer Regierung oder Gesellschaft abhängendes sogenannte Menschenrecht, sondern eine durch die Association e ion der Arbeiter oder lieber Producenten herbeizuführende Thatsache, so wie das Eigentum und das Recht auf und des Eigenthums eine vor jeder Proklamation desselben bestehende und erst später von jeder civilisirten Gesellschaft anerkannte Thatsache ist. Vom ...

(Seite 2)

... Eigenthum wenigstens weiß Niemand einen Grund anzugeben, es ist eben, weil es ist, und der Philosoph der Philosophen, unser alter Hegel, mit seinem: „der Mensch muß Eigentum haben, damit die Idee wirklich sei“, sehr gelehrt und sbstrus eben auch keinen besseren Grund gefunden. Wir sind heut schon so weit gekommen, jene abstrakte Formel in einer Weise zu umschreiben, sie so in das Reich der Dinge, des Bestehenden zu übersetzen, daß sie dem Verständniß eines jeden näher gebracht und zugleich das von der subjektiven Willkür ganz unabhängige Verhältnis jenes Rechts besser bezeichnet wird. Das Recht auf Arbeit ist dasselbe, was der von Proudhen gelehrte „unentgeldliche Credit“ (gratuité du credit) ist. Ich ziehe diese letztere Formel, wenn sie auch so nackt dastehend noch größern Mißverständnissen ausgesetzt sein mag, der andern vor, weil sie noch bestimmter und treffender das Uebel der heutigen socialen Organisation und die ihr entgegenstehende in zwei Worten ausdrückt.

Jedermann weiß, daß der Credit der heutigen commerciellen und industriellen Welt 1) Hypothek fordert und fordern muß, so daß der Creditbedürftige eben keinen Credit hat und auch nicht haben kann, daß 2) seine Organisation auf der Basis einer Fiktion, der Produktivität des Capitals beruht, daß jeder wechselfähige Mann (nicht der Handwerker oder Arbeiter, d.h. der Producent, sondern der Banquier, Kaufmann, Händler u.s.f.) bei allen Geschäften, die er mit seinem Kapital macht, nicht bloß sein Kapital nebst der Prämie für das Darlehn verlangt, sondern daß er außerdem das Interesse, den Zins des Kapitals, der sich bei einem nicht wuchernden Kapitalisten nach den Geldmarkt richtet, so lange zu fordern hat, als das Kapital nicht als Kapital zurückgezahlt ist, so daß er durch den Zins dasselbe mehr als einmal erhalten haben kann, während es ihm der Schuldner fortwährend schuldet. Wenn es Ihnen recht ist, so bespreche ich ein andermal, daß und wie in dieser einfachen Jedermann bekannten Fiktion, deren Anwendung unendlich modificirt sich natürlich viel weiter ausdehmt, als ich es augenblicklich andeuten will, die Ursache des fortschreitenden Elends ist, daß nicht die malthusische Uebervölkerung eine Majorität für eine Minorität schneller oder langsamer hinsterben läßt, sondern daß dieß in der jetzigen Organisation dem als Geld flüssigen Kapital trotz alles unseres Donnerns wirklich zuständige Recht nach der anderen Seite ein thatsächliches Verbot der Production (das Gegentheil des Rechts auf Arbeit) , mithin also auch der Consummtion ist. Der „unentgeldliche Credit“ aber, der gefordert wird und, wie ich oben sagte, dasselbe wie das Recht auf Arbeit ist, besteht in der vorläufigen Umwandlung des Geldinteresses (welches nicht mit der Grundrente oder allen dieser analogen Renten wirklich produktiver Capitale verwechselt werden darf) in das Darlehn auf einfache Rückzahlung des Capitals nebst nach dem Markte sich richtendern Prämie, welche Umwandlung durch eine Nationalbank, ein auf dies Prinzip gegründetes Creditinstitut, -- oder durch die auf Gegenseitigkeit im Tausch basierende Association des Producenten unter sich vollbracht werden kann; dann freilich ist der Credit nicht mehr Credit, sondern er ist wirklich geworden, was er heute zu sein vorgiebt, die auf der Gerechtigkeit, dem Werth der Producte fußende Circulation und Consumtion derselben.

Die Haupt – und zuerst zu lösende Frage ist diese, nur durch diese Umwandlung oder meinetwegen Aufhebung des Credits ( trotz alles Geschreis nach Vertrauen, welches ein anderes gewöhnlich von den Creditgebern gebrauchtes Wort für Credit ist, scheint er oder es noch immer im Kasten verschlossen und gar nicht geneigt zu sein, sich wieder in seiner ganzen Pracht zu zeigen) ist die Übermacht des Geldes, des Kapitals über die Arbeit zu überwinden.

Die französische Bourgeoisie hat durch die Maaßnahmen ihres Organs , der Nationalversammlung, durch die nach der Junischlacht wieder eingeführte Schuldenhaft, durch die Verweigerung der Bildung einer Nationalbank, durch ihren Modus der Steuerumlegung u.f.f. gezeigt, daß sie wohl weiß, daß die Basis des Bestehenden nicht die etwaige Staatsform, sondern Credit, der organisirte Wucher ist, und daß sie kopfüber sich in die Revolution stürzt und sogar mit Enthusiasmus Republik mitspielt , wenn man nur nicht verlangt die Creditinstitutionen im mindesten zu ändern, wenn sich nur das „ Vertrauen“ in einer Republik wiederherstellen und aufrechterhalten läßt,--sonst macht sie wieder Revolution und spielt Kaiser-, König- oder sonst ein Reich.

Aber auch dem Volk, den im Juni besiegten Insurgenten, dem Arbeitervolk, den Handwerkern, der kleinen Bourgeoisie ist es nachgrade klar geworden, daß die Regierungsformen, absolutes König- oder Kaiserreich, constitutionelles Dito, Republik mit oder ohne Präsidenten und f. f. daß alle Staatswirtschaften gleich sind von der Macht des Geldes, daß die französischen Revolutionen von 1789 bis 1848 nichts waren, als eben diese Gleichmachung der Personen Rechte und Interessen vor dem Fünffrankenstück, dem Reichsthaler und seiner Familie , daß das monarchische Princip, welches seit einem Jahrhundert im Reich der Personen zu sinken begann, sich im Reich der Dinge vor seinem gänzlichen Verfall um so kräftiger wiedererzeugte, als das Gold als der König aller Produkte proklamiert und durch die Creditinstitutionen sich ausbreitend wie mit Bastillen und de- ...

(Seite 3)

... tachirten Forts in seiner Alleinherrschaft aufrecht erhalten worden ist ; diesen Monarchen und seine Macht erkennt auch der wüthendste Revolutionär an, und empört er sich gegen ihn, ohne das Geheimnis dieses Talismans gelöst zu haben, so geht und muß er an ihm zu Grunde gehen.

In Frankreich stehen jetzt die Börse und ihre Herren einerseits , das Volk, die Arbeiter= Associationen und Clubs andererseits sich gegenüber, beide ihre Interessen genau kennen und durchschauend , sie mit Energie verfolgend, sie und was sie sagen und thun, sind die officielle Welt, Präsident, Ministerium und Versammlung spielen auf der Schaubühne der Welt das Nachspiel der großen Tragödie oder Komödie, welche die bisherige Weltgeschichte heißt, und parodiren das Wort Angler`s mit dem er in seiner Geschichte des öffentlichen Credits , jene Tragi = Komödie charakterisirt: Die Könige regen sich gewaltig, daß Geld leitet sie.

Die Arbeiterassociation aber ( das Recht der Arbeiter sich zu associiren ist die eigentliche Furcht der Bewegung von 1848 ) sie hat es in der Hand , ( und in Paris scheint sie sehr am Weke zu sein ) trotzdem daß ihnen die Hülfe einer revolutionären Eigenthumsteuer und die Nationalbank verweigert wird, durch die Association dem Geldinteresse , der Produktivität des Kapitals, dem Königthum des Geldes , der bisherigen Vertheilung des Eigenthums ein Ende zu machen, denn die Arbeit ist, wie Proudbon so teffend sagt, “ eine fortwährende Verschwörung gegen das Eigenthum.“

An sich schon, ohne irgend eine revolutionäre Änderung der Creditverhätnisse ist die Folge der produktiven Arbeit ein Vermehren des Reichtums, des nationalen Kapitals ; die unmittelbare Folge hiervon ist daß durch die Vermehrung der Bevölkerung der Werth desselben sinkt, und in der That sehen wir seit der Zeit der Römer das Interesse, der Preis des Geldes trotz der Wiedereinführung der römischen Eigenthumsverhältnisse bei den deutschen Barbaren fortwährend , wenn auch langsam sinken, die Arbeiterassociation kann diesen ökonomischen Proceß , bei dessen natürlichem Verlauf , wenn auch noch mehrere Sakramentenflüsse entdeckt würden, noch viele Generationen zu Grunde gehen müßten für eine Minorität von Herren, mit einemale abbrechen , die oben erwähnte Umwandlung des fortlaufenden Geldinteresses in Rückzahlung mit Prämie , in die Unentgeldlichkeit des Credits vollbringen. Sie kann dieß aber nicht dadurch thun, daß sie dieselbe Gewalt, die bisher gegen sie gebraucht worden ist, in ihre Hände nimmt und nur die Personen wechselt, sie kann es durch keinen Tagesbefehl irgend einer Regierung , welche Form diese auch habe und welche Rechte sie auch proklamire, sie kann es durch keine Gesetze gegen den Wucher und sonstigen legalen Diebstahl, sondern sie kann es nur durch fortwährende Produktion und durch einen auf den wirklichen Werth der Produkte , (der keineswegs der Marktpreis von heute ist ) basirtes Tauschgesetz, welches in seiner Gegenseitigkeit als in den Dingen selbst, als Naturgesetz erscheinend jeder Willkühr entnommen, auch die Gewalt jeder Art unmöglich macht, sich unterwirft, und die Hierachie des Geldes vernichtend die Gleichheit der Personen, die bisher nur proklamirt worden ist, zu ihrer unvermeidlichen Folge hat. Wenn es Ihnen recht ist, so bespreche dieses Tauschgesetz ein andermal näher.

An den Handwerker-Bildungsverein in Bonn.
Bürger und Freunde!

Von Arbeit, wie Sie es sich leicht vorstellen, sehr bedrängt, nehme ich Ihre Nachsicht in Anspruch, wenn ich heute kürzer, als ich möchte und billig sollte, an Sie schreibe, um Ihren Bericht über die Stellung der Handwerkerfrage hier in Berlin zu geben.

Zunächst ist der Eindruck der ganzen Volksvertretung ein nicht erfreulicher. Das Volk hat sich von denen richtig wieder die blenden lassen, die ihm vormachten, daß auch das Gute in der Verfassung verloren gehen würde, wenn man allzu entschiedene Vertreter wähle. So sind denn meist Männer zu Vertretern genommen worden, welche die Verfassung ohne Weitere vorläufig anerkennen, und nun werden Diejenigen leichtes Spie gewinnen, denen die Verfassung noch viel zu frei ist. Die fürchterlichen Gesetze, die jetzt das Ministerium über Presse und Clubs vorgelegt hat, sind an sich schon, wenn sie durchgehen, die Vernichtung unserer schönsten Freiheiten. Wollen wir, der Handwerkerverein, z:B. eine Generalversammlung halten, so müssen wir , nach diesen Gesetzentwürfen, 24 Stunden vorher davon Anzeige machen und uns gefallen lassen, daß ein paar Polizisten unter uns sind, die das Recht haben, die Versammlung aufzulösen und Redner zu verhaften. Wenn Sie nun bedenken, daß einzig dem freien Versammlungsrecht wir unsre Klarheit über die berechtigten Forderungen der Arbeiter und die beginnende Durchsetzung dieser Forderungen in der Gesetzgebung verdanken ( worüber ich in der B. Z. vom vorigen Dienstag Einiges bemerkt habe ) – dann werden Sie einsehen, wie mit der Beschränkung jener Bürgerrechte auch der Zweck Hand in Hand geht, die arbeitende Klasse von der friedlichen Förderung ihres Wohlbefindens un- ...

(Seite 4)

... sres Arbeiterrechtes wieder zurückzudrängen. Die politische Frage ist mit der socialen, wie man hier wieder deutlich erkennt, so enge verknüpft, daß Niemand sich auf die Dauer entziehen kann noch darf, auch in der Politik ein Parteimann zu werden.

Was indessen speziell die Handwerkerfrage betrifft, so hat deren fleißige Besprechung während des verflossenen Jahres allerdings Wunder gewirkt. In beiden Parteien, der Rechten wie der Linken, findet man jetzt die Ansicht stark verbreitet, daß ein I I I Innungsleben zu gegenseitigem Schutze und eine Bekämpfung der Conkurrenz durch untüchtige Arbeit Noth thut. In diesem Sinne ist beinahe gleichzeitig von beiden Seiten der zweiten Kammer der Antrag gestellt worden, einen Ausschuß niederzusetzen, welcher sich, zunächst auf Grundlage der beiden durch den Minister von der Heydt an die Kammer eingebrachten Gesetzentwürfe, mit der Gewerkschaft vorberathend beschäftigten soll, um demnächst der gesammten Volksvertretung seine Pläne vorzulegen. Ohne Zweifel wird dieser Beschluß auch gefaßt werden: ich halte es dann für meine Pflicht Ihnen, meinen Wählern, gegenüber , mich selbst um eine Wahl in diesen Ausschuß zu bewerben, nachdem ich bisher noch nie mir Mühe gegeben habe, in eine der anderen Commissionen gewählt zu werden. Außerdem werde ich mich bemühen, die Wahl auf unsern Bleidtreu zu wenden, dessen Erfahrung und Menschenliebe uns, bei sonst etwas anders schattirten politischen Überzeugungen, jedenfalls viel nützen können und der namentlich in Lösung der Lebensfrage der Fabrikarbeiter eine Uneigennützigkeit bewähren wird, die jedes harte, und etwa entgegenstehende Herz wo nicht rührt, so doch beschämt. Sehr leid thut es mir, daß wir nicht viel Mitglieder in der Kammer haben, die selbst Handarbeiter und dabei von genügend hellem und weitem Blicke sind: sonst würde ich, der ich doch am Ende in dieser Frage immer ein bloßer Theoretiker bleibe, gewiß gerne hinter diese diese zurücktreten. Ich fürchte leider nur, daß auch in diese Frage der Parteigeist sich einmischt, und daß die Rechte , die von ihrer so kleinen Mehrheit bisher fast in allen Wahlen einen ganz tyrannischen Gebrauch gemacht hat, möglicherweise uns Alle auch von dieser Vorberathung ausschließen wird . Allein selbst in diesem Falle werde ich, wenn die Vorlagen des Ausschusses dann nicht im Sinne und zum Heile der arbeitenden Klasse ausfallen, den Kampf gegen sie vor der Gesammtheit der Kammer nicht aufgeben.

So eben mahnt mich die Stunde an die Sitzung meiner Abteilung, in welcher schon heute vorläufig über die Arbeitsfrage und über den Antrag auf Niedersetzung des Ausschusses verhandelt werden wird. Ich bin also genöthigt, rasch abzubrechen und mit herzlichem Brudergruß an Sie, Bürger und Freunde, diesen Brief zu schließen.

  Berlin 13. März 1849,  Morgens

             Gottfried Kinkel

Nachschrift am Nachmittage . Die Handwerkerfrage kommt erst morgen vor. Ich kann aber diesen Brief nicht absenden, ohne den Verein und seinen Vorstand, für die Zuschrift zu danken, die einen so kräftigen und würdigen Protest gegen den „ blauen Dunst “ der Thronrede enthält. Ich halte es für sehr denkbar, daß ich an geeigneter Stelle davon einen passenden Gebrauch werde machen können, und will auch sonst für Verbreitung dieser Adresse mich bemühen. Ich ermahne Sie, den schönen Verein, dessen Vorstand zu sein ich mir zu den höchsten Ehren rechne, fleißig zu besuchen, Ihre Gemeinschaft warm und innig zu pflegen, und etwaige Wünsche und Forderungen des Standes mir mitzuteilen. In bekannter und unwandelbarer Gesinnung.

Der Obige


Handwerker – Bildungsverein

Allgemeine bildende Versammlung
vom 15. März

Vorsitzer : Fr. Kamm ( Stellvertreter ). Der Vorsitzer verliest ein von dem Abgeordneten Vereine beantragt ( S. das heutige Blatt ). Der Vorsitzende schlägt dem Vereine vor, an das Parlament in Franken eine Adresse abzurichten, worin dasselbe aufgefordert werde, das Wahlgesetz, wie solches in der ersten Lesung durchgegangen, unverändert bei der zweiten Lesung anzunehmen. Der Verein tritt diesem Antrag bei, und ermächtigt den Vorstand zur Vollziehung der Adresse Namens des Vereins. ( Ist bereits geschehen und die Adresse abgegangen.)
Die Tagesordnung führt nun zur Fortberathung des Frankfurters Entwurfs einer Gewerbeordnung und wird diese bis zum Titel 4 mit wenigen Abänderungen angenommen. . Nächste Sitzung Donnerstag 22. März bei B. Hittorff, wozu auch Nichtmitglieder Zutritt haben.


Brodtaxe der Stadt Bonn.

Der Preis eines siebenpfündigen Schwarzbrodes beträgt vom 11. März bis incl. 18. März 3 Sgr. 8 Ps.
Das Oberbürgermeister-Amt


Dem Fräulein Josepkinchen auf der Brück
Zu ihrem heutigen Namensfeste viel Glück.
Ein G……………..d.


Das in meinem Verlage erschienene Demokratenlied mit Clavierbegleitung, welches auch bei dem Bankett am 18.März gesungen wird , ist noch vorrätig. Preis 2 Sgr.
W. Sulzbach