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Spartacus, Sonntagsbeilage der Neuen Bonner Zeitung 18. Juni 1849 Nr. 23 Seite 1 bis 4

Spartcus.

Wochenzeitung für sociale Fragen.
Beilage zur Neuen Bonner Zeitung
Redigirt: Gottfried Kinkel

Nr.23. Montag den 18. Juni 1849


„Tief und ernstlich denkende Menschen haben gegen das Publikum einen bösen Stand.“

____Göthe___
(Seite 1)

Die Tauschbank
Letzter Brief aus dem Gefängnis *)

Bürger Kinkel ! Noch einmal und vorläufig das letztemal muß ich Sie bitten, mir die Spalten Ihres Blattes zu meinen Aufsätzen zu leihen, weil mir grade nach dem Untergang der Proudhonschen Volksbank, den ich beim Schluß meines letzten erfuhr und mittheilte, noch Einiges übrig bleibt zu sagen, was ich, da das Ende jener Bank für mich unerwartet kam, der Praxis überlassen zu müssen glaubte, während ich heut vorziehe, den Arbeitern, die ihr Blatt lesen, weil sie auf jenes Institut Hoffnungen setzten, jetzt auseinanderzusetzen, daß und wie unsre Ordnung auf den Prinzipien der Proudhonschen Tausch und Volksbank beruht, und daß trotzdem, daß jenes Institut aus was immer für eine Ursache ausgelöst worden ist, wir früher oder später darauf zurückkommen müssen, wenn wir die sociale Republik gründen wollen, die bei uns in dem alten übervölkerten Europa so nothwendig geworden ist, daß wir diesmal die Ehre haben werden den Amerikanern im Fortschritt vorauszugehen, nicht weil wir größere Talente zu Freiheit und Fortschritt hätten als sie , sondern weil die alte bürgerliche Ordnung, die amerikanische Republik, aus Mangel an Land, welches unter dem alten Regime des Eigenthums, d.h. außerhalb der Association kultivirbar wäre, bei uns unmöglich geworden ist.

*) wir wünschen nicht, daß dieses überhaupt der letzte Brief unseres geehrten Mitarbeiters sei: aber der letzte aus dem Gefängnis ist es, denn in diesen Tagen hat er seine Freiheit erlangt. Die Red.

Uebrigens faßt Proudhon seine Verbannung wie ich sehe, humoristisch genug auf, da er verspricht, als commis voyageur für die Volksbank im Ausland zu wirken. Ich möchte ihm zurufen, daß er in dieser Beziehung ganz ruhig sein kann, er hat commis voyageurs im Auslande, und wenn auch nicht Alle so klug wie er sind, einer festen Anstellung, wie man sie ihm in Paris zu geben beabsichtigte, aus dem Wege gegangen zu sein, so schadet das gar nichts, ein ordentlicher Commis weiß überall Geschäfte zu machen, sogar im Gefängnis; und überdieß will man ja nicht einmal in dem intelligenten Frankreich die Association friedlich einführen, die Herren Rentiers und Bourgeois haben nun einmal einen verwöhnten Magen, sie wollen den Revolutionsfisch nicht ohne Sauce essen; nun,sie werden Sauce bekommen; sie haben die Association nicht gratis haben wollen, jetzt werden sie, und zwar theuer, dafür bezahlen müssen.

Ich habe in meinem letzten Schreiben auseinandergesetzt, wie durch die Einführung des direkten Tausches zwischen den Producenten die Uebermacht des Kapitals als Geld, welche durch den Verkehr entstanden ist und täglich entsteht, zu Falle gebracht wird. Proudhon`s Absicht war nun die, verschiedene Arbeiterassociationen mit einander durch den Tausch in Verbindung zu setzen, wozu sich natürlich die der sogenannten kleinen Industrie angehörigen am ersten eigneten, als da sind Bäcker, Köche Schuster, Tischler, Maurer u.s.f. weil grade die diesen Klassen angehörigen Arbeiter zusammen eine Körperschaft bildeten, in welcher sich die Mitglieder die ersten Lebensbedürfnisse zu dem „ kostenden Preise „ garantieren. Zur Be- ...

(Seite 2)

... Schaffung des Rohmaterials, zur Anknüpfung neuer Geschäfte u. s .f. ( vorausgesetzt, daß die Inhaber des Rohmaterials u. s f. nicht zur Association gehörten und daher das Geld derselben nicht nahmen ), bedurfte es eines Fonds von coursirendem Gelde, zu welchem Zweck wahrscheinlich die Volksbank dienen sollte, welche nach dem Prinzip des „ unentgeldlichen Credits „den Associirten lieh, die gezwungen waren, Ankäufe in barem Gelde zu machen, d. h. in dem Gelde der französischen Republik, denn ich habe wohl nicht mehr nöthig, meinen Lesern die Erinnerung zu bringen, daß das Papiergeld der Associirten so gutes, bares Geld ist, als nur jemals Silber und Gold oder irgend ein Staatspapier war, aus dem einfachen Grunde, weil es kein Creditgeld im gewöhnlichen Sinne ist, sondern jedes Stück desselben seinen vollen Werth als eintauschbare Waare der Associirten , eine volle und sichere Hypothek hinter sich hat.

Der Plan ist nicht aufgeführt worden, weil Proudhon verurtheilt wurde, weil er nicht ins Gefängnis gehen, jedoch auch seinen Namen, d.h. seine Verantwortlichkeit nicht einem Institute lassen wollte, welches er nicht mehr leiten konnte, und es ist daher gleichgültig, ob man den verschiedenen Blättern, welche die Auflösung, ja den Bankruf der Bank in ihrer Weisheit prophezeiten, jetzt ein Compliment über ihre Sehergabe machen, oder sie darüber, daß sie nicht Übersicht genug hatten, ökonomische Unmöglichkeit des Bankrufs dieses Instituts einzusehen, wenn ihm nicht Gewalt angethan wurde, auslachen will, jedenfalls aber wollen wir uns notiren, daß einige große Oekonomen behauptet haben, man könnte die 50.000 Frks. Von Proudhon`s Bank durch die Concurenz von 100.000 andern Frks. ruiniren. Da jene 50.000 Frks. nur der Fonds war, womit die Geschäfte nach dem Prinzip des “ unentgeldlichen Credits“ begonnen werden sollten ( es ist klar, das die Bank außer den Diskontogeschäften auch eine nicht zinsbringende Sparbank der Einleger war, und daher nur wachsen konnte ), so möchte ich wünschen, jene Oekonomen hätten gesagt, auf welche Weise irgend ein Kapital, wie groß es auch immer sei, mit jenen 50.000 Frks. hätte concurriren können, da dieselben ja keinen Zins forderten, während das größte Kapital sich auflöst, wenn es sich nicht durch den Zins wiedererzeugt. Wie nun aber jene 50.000 Frks. vor 100.000 hätten die Segel streichen müssen, oder wie man sich auszudrücken beliebte, ruinirt worden wären, dies möge ein anderer begreifen, ich vermag es nicht; mir scheinen jene 50.000 Frks. in einem Verhältnis zu allen anderen Frks. der Welt zu stehen, in welchen sich vor einiger Zeit die Besatzung von Komorn befand, als das österreichische Regimen Geccopieri, welches man zum Sturme treiben wollte, sich umwandte und auf die Treiber schoß. Dem sei aber nun wie ihm wolle, die Bank ist vorläufig aufgelöst, und eine Debatte über das, was hätte geschehen können und was nicht, hieße nur leeres Stroh dreschen. „ Wer Recht behalten will und hat nur eine Lunge, behälts gewiß.“

Ich will lieber mich bemühen, den Lesern Ihrer Zeitung näher zu zeigen, welche weitere Folgen der directe Tausch zwischen Producenten hat: ich meine immer die Arbeiter, wenn ich von Producenten spreche, denn die pekuniären Herren einer Fabrik sind ebensowenig Producenten, als ein Rentier zwar die Ernte aufspreist, aber sie nicht producirt, wie der bäuerliche Eigenthümer oder Pächter. Es wird sich bald ergeben, daß durch diesen dirceten Tausch nicht bloß das goldene Kalb unseres Jahrhunderts, der Reichsthaler nebst seiner Sippschaft, gestürzt wird, sondern daß seine Formel eine sociale Revolution enthält, die nicht durch einen Tagesbefehl, sondern nur durch ihn ausgeführt werden kann.

Die Leser erinnern sich aus meinem letzten Brief, wie neben der in Industrie und Handel beiherspielenden Willkür zugleich ein stetiger nothwendiger Gang in denselben besteht, indem das Capital ( dessen Werth an sich durch seine Vermehrung sinkt , weshalb auch der Zinsfuß desto niedriger sich stellt, je mehr Industrie und Handel wachsen ), um sich wieder zu erzeugen, sich stets in Industrie und Handel werfen muß, verzüglich jedoch die Produktion der erstern zu verwehren, zu erhöhen gezwungen ist, und wie mit der Vermehrung der Produktion zugleich ein Sinken des Preises der Produkte eintritt und eintreten muß. Ich brauche meinen Lesern nicht näher auseinanderzusetzen, wie dieser Proceß innerhalb einer Industrie vor sich geht, sie gehören zum größten Theil der sogenannten großen Industrie des großen Kapitals ist, sie wissen am besten, wie ihre Arbeit durch die mittelst Maschinen, neuer Verfahren u. s .f. herbeigeführte Beschleunigung der Produktion, oder was dasselbe ist, Vermehrung der in einem Zeitraum anzufertigenden Produkte seit 30 – 50 Jahren entwerther worden ist, d. h. wie ihr Lohn mit dem Marktpreis der Produkte gesunken ist und nothwendig sinken mußte, wenn der große Fabrikant nicht zu Grunde gehen, wenn er sich statt erhalten, sein Kapital conserviren und vermehren sollte. Darauf aber muß ich sie wiederholentlich aufmerksam machen, daß dieß Gesetz:„ Vermehrung der Produkte und Sinken ihres Preises sind in der heutigen Ordnung ein und dasselbe ebenso allgemein für die verschiedenen Industrien unter sich, als von jeder einzelnen gilt. Kaum möchten die Seidenweber des Rheins daran ge- ...

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... dacht sie bei ihrem vielleicht für sie gar nicht einmal ausreichenden Erwerb dennoch durch den verhältnismäßigen hohen Lohn, den sie beziehen, helfen und helfen müssen, ihre unglücklichen Brüder, die Leinenweber Schlesiens oder der Vorstädte Berlins bis zum Verhungern zu ruiniren; und doch ist es und muß es heut so sein.

Denn außer dem Werth, welchen die Dinge dadurch haben, daß sie uns nützlich sind, haben sie auch noch einen anderen, den sogenannten Tausch-, oder wie man bei der heutigen Ordnung oder vielmehr Unordnung in Industrie und Handel besser sagt, Meinungswerth. Es leuchtet ein, daß in der industriellen Entwicklung eines Volks der Fortschritt in der Weise stattfindet, daß die nützlichen Produkte zuerst gemacht werden, und daß neue, feinere Arbeiten erst dann anheben, wenn die Produktion der nöthigsten so weit gediehen ist, daß ihr Tauschwerth tief genug gefallen ist, um eine andere Beschäftigung oder Produktion unterhalten zu können, deren Produkte nicht so nützlich, aber wegen ihrer verhältnißmäßigen Seltenheit theurer, mithin einträglicher sind. Ebenso klar ist, daß, wenn eine Nation auf diese Weise von der Produktion der nützlichsten, nöthigsten Dinge bis zu der von den raffinirtesten Gegenständen des Luxus empor steigt, dies eben weiter nichts heißt, als daß die nöthigsten Dinge bei ihr in hinreichender Menge hervorgebracht werden, um damit jene Luxuszweige der Industrie bezahlen zu können, oder, wenn wir uns nach den Begriffen der heutigen Ordnung ausdrücken wollen, daß die Arbeit, welche die nützlichsten Produkte hervorbringt, schlecht genug oder zu schlecht bezahlt wird,als daß der Arbeiter dabei ausharren sollte, wenn er irgend im Stande ist, sich einer andern Produktion zuzuwenden, deren Meinungswerth höher steht. Da nun, wie wir gesehen haben, der Meinungswerth der Dinge heutzutage der wahre, d.h. in baarem Geld (der einzigen als Werth social bestimmten und anerkannten Waare) bezahlte Werth der Dinge, nicht aber ihr natürlicher, der Nutzwerth, den Gang der Industrie und des Handels vorwiegend bestimmt (meine Leser brauchen sich, um die Wahrheit dieses Satzes in ihrem vollen Licht zu sehen, nur daran zu erinnern, daß durch die Uebermacht des Geldes über die andern Produkte neben der Nothwendigkeit der fortwährend vermehrten Produktion oder des Sinkens der Marktpreise die Willkür der verschiedensten Weise stören kann), so ist leicht zu begreifen, daß bei der bisher bestandenen sogenannten Ordnung einerseits der oben angegebene Entwicklungsgang der nationalen Industrie bei keinem Volke in der erwähnten Weise erfolgte sondern durch das Geldprivileg (das Privileg des Geldes besteht eben darin, daß es die einzig social bestimmte und anerkannte Waare ist, wärend die andern dem Angebot und der Nachfrage verfallen) die mannichfachsten Störungen, z.B. die sogenannten Überproduktionen bei fortwährendem Mangel an Produkten, entstanden sind. Anderntheils aber mußten die Kapitalisten früher zur Produktion von Luxusgegenständen greifen, weil dieselben eben einträglicher sind das Kapital schneller reproduciren, als die nothwendigen Produkte. Es versteht sich, daß der Arbeiter, der die Luxusgegenstände producirt, vom Kapitalisten im Lohn auch auf das strikt nothwendige reducirt wird, und so geschah es denn, daß zur Produktion des Nothwendigen die Gewalt des Geldes als allein anerkannten Werths nicht mehr hinreichend war, daß vielmehr die Arbeiter, welche die Lebensbedürfnisse der Gesellschaft erzeugen, die ersten waren, welche der Gewalt des Hungers auf eine oder die andere Weise Trotz bietend sich gegen ihren Lohn, ihre Arbeit empörten, und daher durch die Gewalt der Bajonette und Kanonen zur Arbeit gezwungen werden mußten. Als faktische Belege mögen meine Leser nur an die Coalition der englischen Kohlearbeiter, an den Kampf der Kohlengräber an der Loire, an die Empörung der schlesischen Weber im Jahre 1844 und s.f. denken. Natürlich werden die Arbeiter der höhern Industrie, da sie in derselben Abhängigkeit vom Gelde sind, wie alle andern, nach und nach reducirt, wie die andern; so viel wird meinen Lesern jedoch klar sein, daß zwischen den verschiedenen Industrien durch den Meinungswerth der Produkte, ganz abgesehen von den Concurrenzen, die innerhalb ihrer selbst bestehen, und die sie alle gemeinschaftlich dem Gelde gegenüber zu machen habe, eine mörderische Concurrenz stattfindet und stattfinden muß ,durch welche eine Minorität von Producenten die Masorität ( die Arbeiter, welche die notwendigsten Lebensbedürfnisse produciren ), mittels des organisteten Privilegs des Geldes noch vollends erdrückt .

Mögen nun die Arbeiter die sogenannten Communisten fragen, wie sie diesen Knoten zu lösen beabsichtigen; ob sie glauben ihn durch Tagesbefehle a la Louis Blanc lösen zu können oder gar gelöst zu haben, indem sie das Zerfallen der Nationalwerkstätten desselben, welche nur durch ihr eigenes falsches Princip, die abstrakte Gleichheit des Tageslohns, zerstört worden sind, auf den bösen Willen der Bourgeoisie allein schieben. Kaum das anerkannt wird, daß hier ein Problem zu lösen ist, da ja Socialisten wie Proudhon, welche behauptet haben, nicht einmal das Privileg des Geldes könne durch einen Tagesbefehl, durch einen revolutionären Umschwung aufgehoben- ...

(Seite 4)

... ben, vielmehr die innerhalb der Industrie bestehenden Probleme gelöst, d.h. die Arbeit organisiert werden, Doktrinärs genannt und der Arbeiter inzwischen statt mit Brod und Wissenschaft, mit Politik und der ihn bis zum Uebermaß so schon erfüllenden Muth gegen das Bestehende gefüttert wird.
( Schluß folgt )


Vermischte Nachrichten

Bonn 17. Juni. ( Volksbildung )
Wenn uns auch eine Zeit her die Hoffnung belebte, als habe der Clerus und sein Anhang, nachdem sie durch ihre politischen Einmischungen Zutrauen und Ansehen im Volke verloren, vom Felde der Politik zurückgezogen, so war dies doch leider nur Täuschung. Betrachten wir das verblümte Treiben der Piusvereiner und werfen einen Blick in die Sprache ihrer Organe , den sogenannten Piusblättern, so wird es allmählig klar, daß man noch keineswegs gesonnen ist, sich mit dem jenseitigen allein zu befassen. Nichts ist natürlicher, als daß die Clerifei das Verlorene im Volke auf jede mögliche Weise wieder zu gewinnen sucht. Und wie konnte dies wohl füglicher geschehen, da alles andere bei dem gerechten Mißtrauen der jetzigen erwachsenen Generation erschöpft, als durch Hinüberspielung des Volksunterrichtes und Bildung der Jugend in die Hände der Ultramontanen respective der danach hervorgerufenen Unterdrückung der Lehrfreiheit.

Befremdend ist es daher gar nicht wenn eines seiner Piusjournale schon jetzt, wie man zu sagen pflegt, auf den Busch klopft, und Vorschläge zur Abschaffung der Volksschullehrer bringt, sowie die Zweckmäßigkeit der Einführung sogenannter Schulbücher und Schulschwestern lobhudelt. Wir sehen also deutlich hinter diesen frommen Wünschen den Fuchs mit seinem Kopfe aus dem Loche hervorlauern. Was kümmert diesen schlauen Bauherren des babylonischen Thurmes die Nächstenliebe, der entlassene Lehrer mit seiner Familie kann ja Besen binden gehen, wenn nur die Jugendbildung und die damit verknüpfte Zukunft in ihren Händen liegt.

Abgesehen von den verderblichen Folgen der der Wirtschaft von Schulbrüdern und Schulschwestern mit dem Clerus an der Spitze, sind uns die bedauernswerthen Ereignisse der geistlichen Einmischung in die politischen Bewegungen noch gar zu sehr in lebendigem Andenken, um derartigen Gelüsten ruhig zuzusehen, und nicht mit aller Energie in den Weg zu treten. Welches wären wohl die unausbleiblichen Folgen beim Gelingen des Planes, die Herausbildung der Jugend wieder direkt unter den Einfluß der Kirche zu stellen? – Würde es nicht gar zu sicher sein, daß der Clerus nur Leuten seines Schnittes den Schulunterricht in die Hand geben, und sodann hinterher das Vergnügen beschieden wäre, eine Generation zu sehen, ähnlich der aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges und des längst verschollenen Mönchthums. –
Würden ferner nicht religiöser Wahnsinn, Fanatismus und Religionshaß das zerschmetterte Haupt wieder keck erheben, um die in den Geist der Völker eingedrungene Klarheit und das System der Gleichberechtigung und Brüderlichkeit unter der Menschheit zu verscheuchten. Darum ihr Volksschullehrer seid schon jetzt beflissen, durch rüstige Fortschreitung auf der Bahn der Aufklärung und Einpflanzung freiheitlicher Principien in die Herzen der euch anvertrauten Jugend die drohende Hydra im Keime ihrer Geburt zu ersticken, damit sie euch nicht später zu mächtig wird, zum Verderben eurer und der neuerstandenen Menschheit.

Verlag von W. Sulzbach
Kleine Raketen

Viele Weiber halten sich für besonders gute Hausfrauen, wenn sie Hemden, die keinen Stich mehr halten, zum zwanzigsten mal flicken, und so ein Neuleinen vergeuden, für das ein neues Hemde hergestellt werden konnte. Solchen Weibern gleichen die Redaktoren der kölnischen Zeitung und all die constitutionellen Altflicker: man wird ihnen das neue Hemde eben aufoctroiren müssen.

In der Politik der Freiheit kommt es nicht so sehr darauf an, daß eine That gelingt, als daß überhaupt einmal eine That geschieht. Auch der verunglückte Putsch ist stets ein Gewinn, weil er jedem kühnem Herzen immer wieder den Beweis liefert, daß es im deutschen Volke Männer giebt, die selbst ohne sichre Aussicht auf Erfolg gewaffneten Protest gegen die Tyrannen einlegen. Was im vorigen Jahr das Gefängnissitzen, das nützt in diesem Jahr das Draufschlagen. Diejenigen Leute aber, die durch das Mißlingen eines Putsches muthlos werden, sind ohnehin keinen Schuß Pulver werth.

                                                     Brodtaxe der Stadt Bonn  

Der Preis eines siebenpfündigen Schwarzbrot beträgt vom 18. Juni bis incl. 25. Juni 3 Sgr. 8 Pf.
Das Oberbürgermeister = Amt


Schlosser-Innung

Heute Montag Abends 8 Uhr im Römer.

Druck von Leo Anschel